Tauben bei Kaffee und Kuchen

Wir sind gestern in Groß-Enzersdorf gemütlich bei Kaffee und Kuchen gesessen, als ich plötzlich zwei Ringeltauben direkt vor meiner Terrasse gesehen habe. Schnell die Kamera geholt und klick! Wenn ich nicht in die Lobau komme, kommt die Lobau zu mir!“, schreibt der unermüdliche Naturfotograf Kurt Kracher.

In der Unteren Lobau: “turtelnde” Turteltauben

Wenige Tage später gelingt es ihm, zwei Turteltauben zu fotografieren: “Sie haben sich in der Au vergnügt – sie haben geturtelt! Danach gemeinsame Essensuche und … Abflug! Leider waren sie beim Turteln etwas weit weg, aber immerhin, man soll ja nicht undankbar sein.

Ringeltauben sind die größte mitteleuropäische und die häufigste heimische Wildtaubenart. Sie werden bis zu sechzig Dekagramm schwer. Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie in Wiener Parkanlagen bis hinein in die Innenstadt verbreitet, sogar an der Ringstraße. In den folgenden Jahrzehnten verschwanden sie wieder aus dem Stadtgebiet. Erst in den vergangenen Jahren häufen sich in Ost-Österreich wieder Hinweise darauf, dass die Ringeltauben erneut dabei sind, den urbanen Raum zu besiedeln. 2016 soll es allein im Wiener Volksgarten wieder vier Reviere gegeben haben.

Turteltauben

Turteltauben sind im Gegensatz dazu überaus zarte Tiere. Sie erreichen gerade einmal ein Viertel des Gewichts der Ringeltauben. Überdies gehören sie zu jenen Vogelarten, deren Zahl in den vergangenen Jahrzehnten in Europa massiv zurückgegangen ist. In Österreich hat sich der Bestand dieser Wildtaube laut BIRDLIFE in den vergangenen 20 Jahren mehr als halbiert (minus 58 Prozent), in anderen EU-Ländern ist ein Rückgang um bis zu 90 Prozent feststellbar. Gründe dafür sind vor allem der massive Lebensraumverlust, sowie die starke legale und illegale Bejagung im Mittelmeerraum.

In Niederösterreich und in Wien gelten Turteltauben trotzdem nach wie vor als “jagdbares Wild”. In Niederösterreich dürfen sie von 15. September bis 31. Jänner geschossen werden, in Wien von 1. September bis 10. April. Wie viele von ihnen tatsächlich erlegt werden, weiß niemand. In der alljährlich veröffentlichten österreichischen Jagdstatistik werden sämtliche Tauben unter dem Begriff “Wildtauben” zusammengefasst. Die Jäger müssen sich also keine Mühe geben, um die einzelnen Arten unterscheiden zu lernen.

In den Jagdjahren 2015/2016 und 2016/2017 wurden österreichweit jeweils rund 15.000 “Wildtauben” erlegt.

Quellen:
Denner, M. (2017) “Zur Verstädterung der Ringeltaube im Weinviertel und im Marchfeld”, Egretta Bd. 55/2017
Statistik Austria Wildabschuss
Farmland Bird Index 1998-2008 Birdlife Österreich

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