Wer in der Oberen Lobau bequem etwas Besonderes sehen will, sollte, mit einem Fernglas bewaffnet, regelmäßig einen Spaziergang zum Josefsteg unternehmen und dort konzentriert den Schilfgürtel absuchen – nach Bartmeisen.
Im Herbst und im Winter sind die Chancen besonders gut, einen dieser bemerkenswerten, etwa 15 Zentimeter großen Vögel zu erspähen. Lobau-Fan Gerhard Neuhold beobachtet die Bartmeisen hier bereits seit 2013.
Bemerkenswert sind sie, weil sie zoologisch gesehen gar keine Meisen sind, sondern als einzige Art zur Familie der „Bartmeisenartigen“ gehören, und weil die erwachsenen Männchen einen „Bart“, einen schwarzen Bartstreif, tragen.
Die Verlandung und Verschilfung der Lobau kommt ihnen entgegen: Sie wohnen vorzugsweise im alten Schilf, und zwar im untersten Stockwerk, im Bodenbereich.
Bartmeisen sind keine Zugvögel, sie ziehen in der kalten Jahreszeit nicht nach Süden. Das wird ihnen durch eine besondere Fähigkeit erleichtert: Während sie in den warmen Monaten vor allem Insekten fressen, stellen sie im Winter auf Pflanzensamen um.
Gerhard Neuhold hat die ultraflinken Vögel im Oktober 2013 beim Josefsteg erstmals fotografieren können. Seitdem fliegen sie ihm regelmäßig vor die Linse.
2016 dürften seine Bartmeisen zum ersten und vorläufig letzten Mal dort auch gebrütet haben. Am 8. August konnte Gerhard Neuhold drei Jungtiere entdecken. Das wird auch von BirdLife bestätigt.
Neuhold: „Man kann sie auch hören, obwohl sie sehr leise unterwegs sind: im Gebiet zwischen dem neuen Steg an der Körber Furt am Ende der Alten Naufahrt, dem Josefsteg und dem Tischwasser.“
Alle Fotos: Gerhard Neuhold