Es wird Zeit, die dramatische Situation erneut öffentlich festzuhalten:
Die Lobau verlandet und vertrocknet vor unseren Augen. Das zerstört die typische Artenvielfalt, den Charakter der Landschaft und den Nationalpark, der sie einstmals als Juwel ausgewiesen hatte.
Man könnte all dies verhindern, indem man ordentliche Mengen sauberes Wasser aus der Neuen Donau einleiten würde. Dazu gibt es ausführliche, konkrete Konzepte. Sie müssten nur verwirklicht werden.
Stattdessen wurden alle seit fünfzig Jahren geschmiedeten Pläne zur nachhaltigen Revitalisierung der Lobau 2015 endgültig abgesagt. Warum?
Weil die Magistratsabteilung Wiener Wasser (MA 31) aufgrund einer Modellrechnung (!) vermutet, dass durch jede Art von Wassereinleitung die Qualität des Grundwassers in den Brunnen des Wasserwerks Lobau beeinträchtigt werden könnte.
Punkt. Aus. Todesurteil.
Das Irre daran: Die Stadt Wien braucht das Grundwasser aus der Lobau überhaupt nicht.
Die Fakten: Lobau und die Wiener Wasserversorgung
Die Lobau stirbt also, weil man die Entnahme von Wasser, das man – wenn überhaupt – erst in ferner Zukunft benötigen würde, über den Schutz des Ökosystems, über den Schutz der Landschaft und über die Erhaltung der charakteristischen Vielfalt an Tieren und Pflanzen stellt.
In Europa werden die Vögel immer weniger, ebenso die Insekten. Wir sind gerade dabei, die bunte Welt der Organismen zu verlieren, die uns eine gesunde, stabile und lebenswerte Umwelt gewährleisten.
Die EU hat die Gefahr erkannt und mit der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 einen ehrgeizigen Plan zum Schutz der Natur und zur Umkehrung der Schädigung der Ökosysteme festgelegt.
Aber Wien ist anders.
Ein 2021 zu Ende gehendes EU-Projekt zum Erhalt und zur Stabilisierung der biologischen Vielfalt hatte das Ziel, die urbane Fauna und Flora zu kartieren und die Umweltbildung der Bevölkerung zu erhöhen. Sehr hübsch.
Zeitgleich lässt man die Lobau, den wichtigsten Naturraum Wiens neben dem Wienerwald, sozusagen achselzuckend zugrunde gehen.
Alle Fotos von November/Dezember 2021