Unser Vereins-Vorsitzender Norbert Sendor, Jahrgang 1936, verfolgt das Schicksal der Lobau seit 67 Jahren. Die heutige Situation erinnert ihn fatal an die Jahre um 1970. In großer Sorge hat er einen Mahnruf verfasst:
„Vor 50 Jahren haben wir mit unserer Bürgerinitiative „Lobau darf nicht sterben!“ der Öffentlichkeit und der Politik den Wert der Wiener Lobau vor Augen geführt. In der Folge wurde Industriegebiet wieder in Wald- und Wiesengürtel umgewidmet, ein Großteil der Lobau zum Naturschutzgebiet erklärt und durch uns schon 1974 die Idee für einen Nationalpark in die Medien getragen.
Nun ist es wieder so weit.
Die zuständige Politik muss heute erneut entscheiden, ob wir die Lobau einen langsamen Tod sterben lassen, oder ob wir dieses wunderschöne Gebiet für unsere Nachkommen retten wollen.
Der Nationalpark wird durch internationale Gesetze geschützt. Ein wesentlicher Punkt ist das Verschlechterungsverbot, das unser wesentlichstes Problem, den Wassermangel, betrifft. Die Lobau darf nicht austrocknen.
Wir glauben, dass alle Beteiligten, die Nationalparkverwaltung, die Wiener Forstverwaltung, die anderen involvierten Wiener Magistratsabteilungen und die Via Donau ihre Arbeit im Rahmen des Möglichen gut bis sehr gut gemacht haben.
Doch jetzt muss der Druck auf die verantwortlichen Politiker erhöht werden, denn sie sind es, die die großen Entscheidungen treffen. Auch wenn wir eine gemeinsame Arbeit zur Lösung dieser technisch schwierigen Aufgabe vorziehen würden.
Es darf nicht geschehen, dass die Politik die offensichtlichen Probleme, die den Nationalpark gefährden, einfach ignoriert.
Die Corona-Pandemie zeigt uns ganz deutlich den Wert unserer letzten naturnahen Landschaften: Der Aufenthalt in freier Natur schützt uns vor Ansteckung und Trübsinn.
Obwohl Nationalparks nicht zur Erholung von Menschenmassen gedacht sind, sondern als Refugium für möglichst ungestörte Natur. Sie sind demnach mit dem gebührenden Respekt vor den dort beheimateten Lebewesen zu betreten.
Als Realist ist mir klar, dass man die Au meiner Jugend nicht mehr zurückholen kann.
Wir wissen, dass es bereits Natur aus zweiter oder dritter Hand ist. Aber wir haben nichts Gleichwertiges mehr. Der Kampf um jeden einzelnen Quadratmeter lohnt sich.
Wir sollten uns deshalb darauf einstimmen, alle, die guten Willens sind, unabhängig von Partei, gesellschaftlicher Stellung oder beruflicher Funktion zu einer Zusammenarbeit für die Erhaltung dieser für die Lebensqualität vieler Menschen so wertvollen Landschaft zu gewinnen.
Und wir hoffen sehr, dass es nicht notwendig sein wird, die vor 50 Jahren in großer Not gegründete Aktion „Lobau darf nicht sterben!“ neu zu beleben.“
Norbert Sendor, März 2021
Vielen Dank für diese wichtigen Worte!