Bis Anfang der 1970er-Jahre war es recht mühsam, entlang der Auen östlich von Wien die Donau zu überqueren, noch dazu mit einem Kraftfahrzeug. Flussabwärts der Wiener Ostbahnbrücke gab es nur kleine Fähren. Ab 1951 wurde die Situation durch eine sehr tragfähige Rollfähre, die zwischen Stopfenreuth und Bad Deutsch-Altenburg hin- und herfuhr, erleichtert.
Ihr Ende zeichnete sich am 20. April 1970 ab, als die Fähre kurz nach 22 Uhr in der Mitte der hochwasserführenden Donau durch Treibgut ins Wasser gedrückt wurde und versank. Dabei kam der Steuermann ums Leben. Ein Motorboot des Strombauamtes konnte die drei Passagiere und die zwei Besatzungsmitglieder in letzter Sekunde retten.
Das Motorboot war zufällig in Reichweite, weil es dazu diente, die Arbeiten an der in unmittelbarer Nähe entstehenden, neuen Donaubrücke von Hainburg zu sichern. 1972 wurde die Brücke fertiggestellt, 1973 wurde sie für den Verkehr freigegeben. Die rasch steigende Zahl der in Österreich gemeldeten Kraftfahrzeuge ließ der ehrwürdigen Fähre keine Chance.
Als das Foto entstand (im August 1963) waren in Österreich knapp 650.000 Kraftfahrzeuge zugelassen, Ende 2019 waren es 5 Millionen.
Siehe auch: „Rollfähre mit Steuermann versunken“ in Arbeiter-Zeitung, 22. April 1970
Titelfoto: Archiv Manfred Christ