Die SPÖ Donaustadt behauptet am 2. Oktober 2020 auf ihrer Facebook-Seite allen Ernstes, es wäre die SPÖ gewesen, die 1978 die Lobau gerettet hätte. (“1978 – Als die SPÖ die Lobau rettete”)
Das grenzt an Geschichtsfälschung.
Wir bieten unentgeltlich Nachhilfeunterricht und ersuchen die Mitglieder und Mandatare der SPÖ sich in Zukunft zu informieren, bevor sie etwas hinausposten. Wahlkampf ist keine Entschuldigung.
Als die Lobau 1978 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, lief der Kampf zur ihrer Rettung nämlich bereits acht (!) Jahre und war nach einer beispiellosen Medienkampagne der Bürgerinitiative „Lobau darf nicht sterben!“ unter Mithilfe des ORF, der Kronen-Zeitung, der Donaustädter Bezirkszeitung, des Naturschutzbundes und des WWF längst gewonnen.
Die Junge Generation der SPÖ mag sich vor 1978 im Rückenwind dieser Kampagne ebenfalls für die Unterschutzstellung der Lobau engagiert haben, jedenfalls Jahre nach der Hauptaktivitätsphase der Bürgerinitiative. Außerdem ging das Engagement der SPÖ von einer einzigen Person aus: dem Förster Hannes Minich, ab 1973 bei der JG, von 1974 bis 1978 Leiter der Umweltschutzabteilung der Stadt Wien. Da er der Stadtregierung in seinem brennenden Engagement für die Wiener Naturräume bald zu unangenehm war, wurde er von seinen Parteigenossen kurzerhand in den Lainzer Tiergarten versetzt. Das ließ ihn allerdings nicht schweigen. Bis zu seinem Tod im Jahr 2017 kämpfte Minich als Geschäftsführer und Präsident des Wiener Naturschutzbundes um die von der Wiener Politik tausend Mal versprochene, bis heute nicht vollständig durchgeführte Schließung des Wald- und Wiesengürtels.
Zwischen der Stadt Wien und den Naturschützern tobte bereits in den 50er-Jahren eine Auseinandersetzung um den Fortbestand der Lobau. Obwohl diese ab 1955 mit dem Inkrafttreten des Wiener Naturschutzgesetzes zumindest den Status eines Landschaftsschutzgebietes erhielt, war Ende der 1950er-Jahre tatsächlich geplant, am Donau-Oder-Kanal den Bau einer Großraffinerie (!) zu genehmigen.
Um die Katastrophe zu verhindern, gründete der Naturschutzbund unter der Federführung von Hans Kinnl in aller Eile eine Arbeitsgemeinschaft. Kinnl schrieb Briefe ohne Ende, verfasste zahlreiche Artikel und intervenierte schriftlich und persönlich bei allen Wiener Gemeinderäten, derer er habhaft werden konnte. Der massive Druck der mit Tierschützern und Nudisten verbündeten Naturschützer führte 1958 dazu, dass die Raffinerie in Schwechat errichtet wurde – und nicht in der Lobau.
Gut zehn Jahre später kommt es neuerlich zu massiven Anschlägen auf die Natur. Das Kraftwerk am Steinspornweg wird mitten auf eine der schönsten Orchideenwiesen gesetzt, das Tanklager Lobau wird abgesegnet und am vorgesehenen Standort wird großflächig zu roden begonnen. Obendrein soll über der Panozzalacke ein Autobahnkreuz entstehen.
Als die Gruppe um Lobaumuseums-Gründer Anton Klein 1969 realisierte, dass Wien gerade dabei war, die Lobau nachhaltig zu zerstören, entstand die erste österreichische Bürgerinitiative – bald unterstützt von WWF und Naturschutzbund.
Im Juli 1969 pilgerten Anton Klein und seine Mitstreiter zu Bürgermeister Bruno Marek, um ihm ans Herz zu legen, die Zerstörung der Kleingewässer und der Wiener Aulandschaft zu stoppen. Marek hörte zwar zu, tat aber in der Folge nichts weiter, als die Naturschützer an den Magistrat zu verweisen. Das war der Anlass zur Gründung der Aktion „Lobau darf nicht sterben!“
1970 war das erste Europäische Naturschutzjahr. Am 10. Juli dieses Jahres widmete die Stadt Wien 17,5 Hektar Lobau “Am Steinsporn” von “Landschaftsschutzgebiet” in Industrieland um. Gegen Jahresende wurde hier mit dem Bau des kalorischen Kraftwerks begonnen.
Im Oktober 1970 hielt Anton Klein fest:
„Leider scheinen die Verantwortlichen im Wiener Rathaus den unschätzbaren Wert dieses so unerhört lebenswichtigen „Lungenflügels“ unserer Stadt kaum zu kennen. Beim „Roten Hiasl“ wird ein kalorisches Kraftwerk errichtet – dort, wo noch vor einigen Jahren Tafeln mit der Aufschrift „Landschaftsschutzgebiet“ standen. Wo gestern noch Wiesen waren, sind heute Felder. Morgen werden diese Felder Industriegebiet sein.“
Im November 1970 fand nach langem Hin und Her endlich ein Termin mit Vertretern des Magistrats statt, bei dem Klein, Zoologen der Universität Wien und Vertreter des Naturschutzbundes erstmals forderten, die Lobau zum Vollnaturschutzgebiet zu erklären. Die Vertreter der Stadt behandelten die Aktivisten von oben herab. Der Wiener Forstdirektor stellte missbilligend fest, dass die Lobau wie ein Blinddarm in den Raum von Wien hineinragen würde. Daraufhin kam es zum Eklat und die Magistratsleute verließen wutschnaubend den Saal. Anton Klein schrieb: „Nicht genügend in Demokratie!“
Von da an entwickelte sich ein mediales Kräftemessen zwischen dem Apparat der sozialistischen Stadtregierung auf der einen Seite und einem bunten Haufen von Naturschützern und Wissenschaftlern auf der anderen Seite .
Klein und seine Vereinsfreunde schrieben sich die Finger wund, sammelten Tausende Unterschriften, verteilten Flugblätter, veranstalteten Exkursionen, Vorträge und Fotowettbewerbe. Aber von offizieller Stelle wollte ihnen niemand zuhören. Die selbstbewusst regierende SPÖ zeigte ihnen die kalte Schulter.
Naturgemäß sah die Opposition die Sache aus einem anderen Blickwinkel. So stellte die Wiener ÖVP im November 1970 im Gemeinderat den Antrag, die Lobau als Naturschutz- und Erholungsgebiet zu erhalten. SPÖ-Bürgermeister Felix Slavik rief – sichtlich schon ein wenig aufmerksam geworden – im selben Monat die Einrichtung eines “Beirates für Fragen des Umweltschutzes” ins Leben, dem mehrere Stadträte angehörten, der Magistratsdirektor, der Gewerkschaftsbund, die Industriellenvereinigung, die Rektorenkonferenz. Die Naturschützer wollte man besser nicht dabei haben. Der Wiener Naturschutzbund stellte im Dezember 1970 an den Magistrat den Antrag, die Untere Lobau zum Vollnaturschutzgebiet zu erklären. Der Antrag wurde abgelehnt.
Die Wende kam, als Anton Klein am 16. Juli 1972 im ORF in der Sendereihe „In eigener Sache“ einen großen Auftritt hatte. Von da an hatten die Lobaukämpfer Oberwasser. Nun war auch die Kronen-Zeitung auf ihrer Seite – und bei der SPÖ klingelte es.
Ende August kündigte die Stadt plötzlich an, 73 Hektar Lobau, die als Industriegebiet gewidmet waren, wieder dem Wald- und Wiesengürtel zuzuführen. Ein Großteil der Lobau solle überdies zum Naturschutzgebiet erklärt werden.
Am 1. September schrieb die Kronen-Zeitung: “Die Gemeinde Wien versuchte gestern im Rahmen einer Besichtigungsfahrt durch die Lobau zu beweisen, wie schön und attraktiv dieses Erholungsgebiet nach wie vor sein soll. Mit dieser Fahrt glaubt man, den Beweis für den guten Willen der zuständigen Stellen antreten zu können. Tatsache aber ist: Die Lobau wird weiterhin zerstört!”
Für Klein war nun klar, dass der Gegner Wirkung zeigte. Am 10. September 1972 plädierte er erneut im Hauptabendprogramm des Fernsehens emotional für die Rettung der Lobau.
Die Stadtregierung hing nun gewissermaßen in den Seilen. Anton Klein wird am 17. November 1972 zur ersten Sitzung der “Wiener Stadtentwicklungsenquete” (Arbeitskreis Umwelt und Landschaft) ins Palais Palffy eingeladen. Er mahnt dort bei Planungsstadtrat Fritz Hofmann die Ende August angekündigte Rückwidmung von Industrie-Flächen in der Lobau in den Wald- und Wiesengürtel ein.
Anfang 1973 versicherte Hofmann den Medien, bereits an einem Konzept für ein Vollnaturschutzgebiet zu arbeiten.
In etwa zur selben Zeit fand im Auditorium Maximum der Universität Wien die Veranstaltung „Lobau soll sterben“ statt – mit Vorträgen namhafter Biologen (darunter auch Bernd Lötsch) und Vertretern der Niederösterreichischen Landesregierung. Von der Stadt Wien war niemand dabei.
Im Februar 1973 forderte die Kronen-Zeitung erneut, diesmal im Namen des WWF, des deutschen Parade-Naturforschers Bernhard Grzimek, der österreichischen Miss World und einer Reihe von Wissenschaftlern, dass die Lobau zum Vollnaturschutzgebiet erklärt werden müsse.
1974 bringt Anton Klein als erster in der Kronen-Zeitung, also in der breiten Öffentlichkeit, die Errichtung eines Nationalparks ins Gespräch und das Forstamt der Stadt Wien – aufgrund des medialen Drucks den Aktivisten mittlerweile freundlich gesinnt – erklärt sich bereit, Anton Kleins Naturschutz-Verein ein historisches Gebäude im Wirtschaftshof der Oberen Lobau für ein “Lobaumuseum” zu vermieten.
1975 gelingt es Klein, den 46jährigen SP-Gemeinderat Stefan Schemer zu überreden, das neue Lobaumuseum zu eröffnen – ein taktischer Schachzug.
1977 erklärt die UNESCO die Untere Lobau zum Biosphärenreservat. Von nun an war sie vor neuem Wahnsinn gefeit.
Erst um diese Zeit engagiert sich unter vielen anderen auch die Junge Generation der SPÖ Donaustadt bei der formalen Umsetzung der Verordnung zur Unterschutzstellung der Lobau.
Nach der Wahlkampf- und Parteilogik auf Facebook war es dennoch die SPÖ, die seinerzeit die Lobau gerettet hat.
„Das Gefährlichste an einer Partei, die an der Regierung ist, ist Selbstgefälligkeit.“ (Bruno Kreisky)
Quellen (Auswahl):
- Klein, Anton (1969): Verbandsdelegierte bei Bürgermeister Bruno Marek am 17. Juli 1969. In: Das Steckenpferd, 1. Jahrgang, August 1969
- Klein, Anton (undatiert): Lobau-Report (Chronik der Geschehnisse 1905 bis 1972) Archiv Lobaumuseum (Zitat: “Die ÖVP-Gemeinderäte DI DDr. Wolfgang Strunz und Dir. Mag. Markus Bittner bringen in der Sitzung des Gemeinderates 24. April 1970 ein langfristiges Sanierungskonzept für die Alte Donau ein, in dem auch die Lobau erwähnt wird.“)
- Klein, Anton (1970): Die Tümpel- und Fotosafari der „Donaustädter“ in die Lobau. In: Das Steckenpferd, 2. Jahrgang, Mai 1970 (Seite 28)
- Klein, Anton (1970): Nur das Halbe Sonnenlicht erreicht die Wiener. In: Das Steckenpferd, 2. Jahrgang, Mai 1970 (Seite 30: Forstdirektor kümmert sich nicht um Bürgerinitiative)
- Klein, Anton (1970): Die Lobau darf nicht sterben. In: Das Steckenpferd, 2. Jahrgang, Juli 1970 (Seite 9: erste Erwähnung des Slogans)
- Wiener Gemeinderat, Antrag 4880 Zl. MA 18-XXII/22/70 vom 10. Juli 1970 (Umwidmung von 175.000 qm Landschaftsschutzgebiet in Industrieland „Am Steinsporn“)
- Klein, Anton (1970): Wie werden Wiens Sauerstoffreservate geschützt? In: Das Steckenpferd, 2. Jahrgang, Oktober 1970 (Seite 23: “Leider scheinen die Verantwortlichen im Wiener Rathaus den unschätzbaren Wert dieses so unerhört lebenswichtigen „Lungenflügels“ unserer Stadt kaum zu kennen”.)
- Klein, Anton (undatiert): Lobau-Report (Chronik der Geschehnisse 1905 bis 1972) Archiv Lobaumuseum („Die ÖVP Gemeinderäte Dr. Walter Macher und Dir. Mag. Markus Bittner erheben in der Sitzung des Landtages am 20. November 1970 die Forderung, die Lobau als Naturschutz- und Erholungsgebiet zu erhalten.” Antragstext: „Der Wiener Landtag wolle beschließen: Die Landesregierung wird ersucht, durch Verordnung die Untere Lobau und die noch erhaltenen Teile der Oberen Lobau unter Naturschutz zu stellen. In formeller Hinsicht beantragen wir gemäß §19, Abs. 4 die Zuweisung dieses Antrags an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe III.“
- Klein, Anton (undatiert): Lobau-Report (Chronik der Geschehnisse 1905 bis 1972) Archiv Lobaumuseum. („Die Landesgruppe Wien des Naturschutzbundes stellt am 11. Dezember 1970 an den Magistrat den Antrag, die Untere Lobau zum Vollnaturschutzgebiet zu erklären. Dieser Antrag wurde leider abgelehnt.“)
- Klein, Anton (1971): Forderungsprogramm der Aktion zum Schutze der Wiener Aulandschaft. Bericht über das Treffen mit Vertretern des Magistrats der Stadt Wien am 20. November 1970 im Haus der Begegnung Floridsdorf, 18.30 Uhr. In: Das Steckenpferd, 3. Jahrgang, Jänner 1971 (Seite 18 – 20: Forderungen an die Stadt Wien: unabhängiger Naturschutzbeirat, Stopp Erdölindustrie, Lobau als Vollnaturschutzgebiet, erhöhter Damm statt Donauinsel) Berichte auch in „Die Presse“ und „Wiener Zeitung“.
- Kölbel, Alfred (1971): Autobahnknoten von Mitteleuropa. In: Arbeiter-Zeitung, 18. September 1971 (Seite 3: „Eine Stadtautobahn konzentriert den Verkehr, entlastet die Umgebung und ist – so unwahrscheinlich es im ersten Augenblick klingt – ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz, meinte Senatsrat DI Otto Engelberger, Leiter der Wiener Stadtplanung. … die Autobahnen sollen auch den Fernverkehr anziehen, da die Bundeshauptstadt sonst Gefahr läuft, den Anschluss an die internationalen Routen zu verlieren.“)
- N.N. (1971): Beirat für Fragen des Umweltschutzes konstituiert. In: Rathauskorrespondenz, 17. November 1971. (Der Beirat wird besetzt mit Vertretern des Sozialministeriums, der Arbeiterkammer, des Gewerkschaftsbundes, des Industriellenverbandes, der Ingenieurkammer, der Rektorenkonferenz plus Bürgermeister, Finanzstadtrat, Kulturstadtrat, Gesundheitsstadtrat, Stadtplanungsdirektor, Baubehörde und Magistratsdirektor)
- N.N. (1972): Unsere Lobau darf nicht sterben. In: Donaustädter Zeitung 3/1972 (Seite 18: über den Kraftwerksbau auf einer Orchideenwiese)
- ORF Fernsehen (1972): Schutz der Lobau. In: „In eigener Sache“, Publikumsdiskussion mit Helmut Zilk, Sonntag, 16. Juli 1972, 2. Programm, 20.15 Uhr
- N.N. (1972): Sollen sechs Hektar Wald in der Lobau gerodet werden? In: ÖVP-Pressedienst vom 24. Juli 1972
- N.N. (1972): Unsere Lobau in höchster Gefahr. In: Donaustädter Zeitung 8/1972 (Seite 10)
- N.N. (1972) Neues Erholungsgebiet in der Lobau beim Kraftwerk am Steinsporn – 73 Hektar werden aufgepflanzt. In: Sozialistische Korrespondenz, 31. August 1972
- N.N. (1972): Die Aktion „Rettet die Lobau“ wird fortgesetzt. In: Donaustädter Zeitung 9/1972
- Kölbel, Alfred (1972): Lobau: Zurück zur Natur. In: Arbeiter-Zeitung, 1. September 1972 (Rückwidmung von 73 Hektar in den Wald- und Wiesengürtel)
- Strasser, Peter (1972): Zerstörungen ohne Ende: Eisenbahnlinie geplant. In: Kronen-Zeitung, 1. September 1972 (Zitat: Tatsache aber ist: Die Lobau wird weiterhin zerstört)
- ORF Fernsehen (1972): Stiefkind Radfahrer. In: „In eigener Sache“, Publikumsdiskussion mit Helmut Zilk im Museum des 20. Jahrhunderts, Sonntag, 10. September 1972, 1. Programm, 20.00 Uhr.
- N.N. (1972): Die Lobau darf nicht sterben. In: Kronen-Zeitung, 10. November 1972
- Fasching, Emmerich (1972): Rathausmehrheit vernachlässigt Umwelt (Kommentar von Bezirksvorsteher-Stellvertreter Emmerich Fasching, ÖVP). In: Donaustädter Zeitung 9/1972
- ORF Fernsehen (1972): Die Auseinandersetzung um die Wiener Lobau. In: Horizonte, 20. September 1972, 20.15 Uhr, 1. Programm
HR Dr. Harald Schweiger, NÖ Naturschutzdirektor: „Als Fachbeamter der niederösterreichischen Naturschutzbehörde habe ich aus dieser Erkenntnis heraus die Bestrebung, die Donau-Auen unterhalb von Wien, von der Landesgrenze bis zur österreichischen Staatsgrenze unter Naturschutz stellen zu lassen, damit nicht ähnliche Dinge passieren, wie heute in der Lobau.“
Kommentar: „Dem Willen der Wiener Kommunalpolitiker zufolge blieb die Lobau auch nach dem Krieg Industrieland. An eine Rückwidmung dachte niemand. Im Gegenteil: Die Gemeinde Wien begann selbst zu bauen. … Seit Jahren protestieren Naturschützer gegen die Zerstörung der Lobau. Doch was geschieht? Es wird weitergebaut und weiterzerstört.“
Karl Franz Fügener, Präsident des Wiener Naturschutzbundes „Die Landesgruppe Wien des Österreichischen Naturschutzbundes hat im Jahr 1970 einen Antrag an die Magistratsabteilung 7 gerichtet, um Unterschutzstellung der Unteren Lobau als Vollnaturschutzgebiet. Im Jahr 1971 bekamen wir dann eine Antwort, die uns in keiner Weise befriedigt hat.“
Kommentar: „Dort, wo sich jeden Sommer Tausende Menschen erholen, an der Panozza-Lacke, soll ein riesiges Kreuzungssystem entstehen, genehmigt von der Gemeinde Wien, beschlossen im Bundesstraßengesetzt 1971. Unter dem Druck der Kritik bekennen nun die Herren im Rathaus zerknirscht, dass die von ihnen vorgeschlagene Trassenführung noch einmal überprüft werden müsse.“ - Ballik, Karlheinz (1972): Protokoll der 1. Sitzung des Arbeitskreises 9 der Wiener Stadtentwicklungsenquete am 17. November 1972 (Seite 3)
- Grzimek, Bernhard (1972): Brief des Präsidenten der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt an Anton Klein vom 18. Dezember 1972, Archiv Lobaumuseum
- Strasser, Peter (1973): Nach Serengeti auch die Lobau. In: Kronen-Zeitung, 15. Jänner 1973 („ … die Lobau, die von der Gemeinde Wien der allmählichen Zerstörung durch Industrie und Wirtschaft preisgegeben wird.“)
- Lötsch, Bernd (1973): Lobau soll sterben. Ankündigung eines Informationsabends der Universität Wien mit Diskussion im Auditorium Maximum der Universität Wien, 17. Jänner 1973, 19 Uhr (Plakat, Druck: Gloria-Kulturverein)
- N.N. (1973): Hilfe aus aller Welt für Lobau. In: Kronen-Zeitung 15. Februar 1973
- Strasser, Peter (1974): Teile der Lobau als Nationalpark. In: Kronen-Zeitung, 11. Jänner 1974
- Klein, Anton und Orth, Walter (1974): Schriftliche Stellungnahme zum Mietvertrag MA 49 – 27/1/74 an die Magistratsabteilung 49 vom 19. Juli 1974
- Weish, Peter (2017): Nachruf auf Ing. Hannes Minich (für den Vorstand des Landesgruppe Wien des Österreichischen Naturschutzbundes am 21. August 2017) https://naturschutzbund.at/newsreader-528/items/wir-trauern-um-hannes-minich-praesident-naturschutzbund-wien.html
- Lazowksi, Werner (2017): briefliche Mitteilung über die Mitwirkung von Hannes Minich an der Unterschutzstellung der Lobau (E-Mail) vom 23. August 2017 (Lazowski war ab 1975 ständiger Mitarbeiter des Lobaumuseums)
- Gepp, Johannes, Hrsg. (2018): Österreichs Jahrhundert des Naturschutzes, Unipress Verlag (Seite 67: Hans Kinnl verhindert die Errichtung einer Großraffinerie in der Lobau)
Danke fürdiese aufschlussreiche Übersicht.Sehr gut geschrieben, sehr kompetent recherchiert!!!
Zur SPÖ Donaustadt: Eigentlich sollte die ganze Problematik rund um die Lobau kein Gegenstand irgendeines parteipolitischen Kalküls sein. Alle sollten an einem Strang ziehen, um die Lobau zu retten! Aber offenbar kann es die SP im 22. nicht lassen, sich mit Blick auf die Wienwahlen mit fremden Federn zu schmücken …
Der Beitrag hat mich übrigens veranlasst, zum Kraftwerk Donaustadt zu recherchieren. Überraschung: Dort war sogar ein Kernkraftwerk vorgesehen, unglaublich!
Zitat: “Für diesen Block behielten sich die zuständigen Stellen die Möglichkeit offen, ihn als Atomkraftwerk zu errichten.” (https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Donaustadt).
Wieso glaubt der Verfasser dieses Artikels die SPÖ damit an zu patzen, indem er wiederholt darauf hinweist, dass genau die SPÖ es war welche die Lobau gerettet hat? Ich meine das is eine grobe Skizze der Veränderung innerhalb einer Organisation. Aber da grün vor Wut zu werden is meiner Meinung nach unangebracht.
Ein bissl schwer zu verstehen, was Sie meinen. Der früheste Zeitpunkt, an dem man der SPÖ zumindest theoretisch zugestehen könnte, dass einige ihrer Mitglieder sich für die Rettung der Lobau engagiert hätten, war 1973, als Hannes Minich mit seinen Naturschutz-Idealen der Jungen Generation beitrat. Da lief die Auseinandersetzung mit der Stadt aber schon gute drei Jahre, “Lobau darf nicht sterben!” war längst opinion leader und die regierenden Sozialisten versuchten mit allen Mitteln, durch Zugeständnisse den Gegenwind abzuwehren. Danach ging es nur noch ums Ausformulieren. Wo lesen Sie hier heraus, dass es dennoch die SPÖ war, die die Lobau gerettet hat? (Es heißt übrigens “Rot vor Wut”, passt auch besser)
Dank für diesen revisionistischen Artikel, der Behauptungen ohne Quellenangabe in den Raum stellt und seinen Ursprung eher in wirren Wunschvorstellungen, als in Erinnerungen Beteiligter haben dürfte. Übrigens hat die SPÖ ihre Darstellung mit historischen Unterlagen belegt. Hier finde ich kein Sitzungsprotokoll oder ähnliches. wie dubios!
Mein Fehler war es, dass ich anfangs zu bequem war, die Flut der passenden Quellenangaben in die auf diesen Seiten sonst übliche Liste im Anhang des Artikels zu fassen. Ihr Fehler war es, beim Gedanken an wirre Wunschvorstellungen von sich selbst auf andere zu schließen. Genieren Sie und Ihre Genossen sich eigentlich nicht? Aus knapp zwei Seiten Sitzungsprotokoll forsch und kurzerhand abzuleiten, dass 1978 die SPÖ die Lobau gerettet hätte – und Punkt. Und das hängen Sie auch noch dem ehrenwerten Michael Ludwig um, der wahrscheinlich einen Gallenanfall bekäme, würde er von solchen Methoden erfahren. Tut mir leid, dass ich Sie nun mit einer Auswahl von Quellenangaben enttäuschen muss. Bei Gelegenheit werde ich die Liste noch verlängern. Sie brauchen dennoch nicht traurig zu sein: Auch im seichten Wasser spiegelt sich der Himmel.