Neue Leitlinien für den Nationalpark

Was in den nächsten zehn Jahren geschehen wird. Vorgestellt im Rahmen des „Nationalparkforums“ in Orth an der Donau am 26. November. Die Veranstaltung wurde von unserem Mitglied Robert Eichert aufgezeichnet.

Forstwirtschaft
Auch in den kommenden zehn Jahren wird weiter darangearbeitet, den ehemals bewirtschafteten Wald (Kanadapappeln etc) wieder in eine naturnahe Waldgesellschaft umzuwandeln. Alte Schneisen und Forststraßen sollen rückgebaut und jagdliche Einrichtungen abgebaut werden.

Jagd
Rotwild und Schwarzwild müssen weiterhin stark reguliert werden. Die Schalenwildbestände im Nationalpark sind alarmierend hoch, an der Grenze der Tragfähigkeit des Lebensraumes.

In den Wildruhezonen des Nationalparks soll dennoch die Jagd von nun an komplett ruhen. Bisher wurden hier wegen des hohen Wildstandes gezwungenermaßen mehrere Bewegungsjagden pro Jahr durchgeführt. Die Reduktion der Hirsche und der Wildschweine wird somit in Zukunft verstärkt mit Hilfe der an den Nationalpark angrenzenden Jagdreviere durchgeführt werden müssen.

Die hohe Dichte ist auch mit ein Grund für die hundertprozentige Durchseuchung des Rotwilds mit einem eingeschleppten Parasiten,dem amerikanischen Leberegel, der sich laut Alexander Faltejsek, Leiter der Forstverwaltung Lobau, seit dem Jahr 2000 über den gesamten Nationalpark ausgebreitet hat. Eine geringere Wilddichte, würde die Ausbreitung des Parasiten erschweren. Der Einsatz von Medikamenten hat sich als problematisch und nicht zielführend erwiesen und ist – wie Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz betont – seit wenigen Wochen sogar verboten.

Das Wiesen-Management
Die Auwiesen werden durch sanfte Bewirtschaftung in dem Umfang erhalten, in dem sie derzeit vorhanden sind.

Der Marchfeldschutzdamm
Genießt angesichts der Sanierung seit Oktober 2017 besondere Aufmerksamkeit. Er gilt unter anderem als wichtige Struktur für Sumpfschildkröten (Eiablageplätze) und für Orchideen.

Die Arbeiten werden nicht nur im Winter durchgeführt, sondern das ganze Jahr über. Nationalparkdirektor Manzano stellt auf eine diesbezügliche Frage hin fest, dass dies natürlich manche Probleme mit sich brächte, dass aber ordentlich gearbeitet und auf die Natur Rücksicht genommen werde. Die Entscheidung für die ganzjährigen Bautätigkeiten würde von der Nationalparkverwaltung mitgetragen.

Mögliche Erweiterung des Nationalparks
Manzano bedauert, dass es entlang der Donau noch wesentliche Flächen gäbe, die noch nicht zum Nationalpark gezählt werden können; bei Fischamend, bei Wolfsthal, dazu einige kleinere Einschlüsse.

Die Besucher
Nach wie vor gilt die Leitlinie „Naturerlebnis“.  Besuchern das unmittelbare Erleben der Natur zu ermöglichen, ist eine der entscheidenden Aufgaben des Nationalparks.

Die Eintiefung der Donau
Seit etwa drei Jahren findet „aktives Geschiebemanagement“statt. Das heißt der aus der Schifffahrtsrinne ausgebaggerte Schotter wird zwanzig Kilometer stromaufwärts transportiert und dort wieder dem Strom zurückgegeben. Damit könne „die Geschiebelage“ zumindest gehalten werden. Allerdings würde einstweilen ein rechtlicher Auftrag ebenso fehlen, wie eine gesicherte Finanzierung.

Der Rückgang der Donaufische
Carl Manzano bezeichnet den Zustand der Wasserlebensräume und den dramatischen Rückgang der Donaufische als „alarmierend“: „Die Fisch-Biomasse im Fluss geht rapide zurück!

Die Ursachen seien vielfältig. Und der Auftrag des Nationalparks sei es, hier initiativ zu werden. „Das sind die Folgen der Regulierung und des Kraftwerksbaus. Dass wir diesen Massen-Rückgang aufhalten werden können, das schaut im Moment nicht so aus.

Franz Kiwek, Mitglied des Nationalparkbeirates und Präsident der Österreichischen Fischereigesellschaft führt für den Einbruch der Fischbestände eindeutige Ursachen an: Die Zersplitterung des Lebensraumes durch Kraftwerke, die Linien-Schifffahrt und der mit ihr einhergehende, fatale Wellenschlag, die immer noch nicht mit der Donau verbundenen Altarme und das katastrophale Niederwasser. Und der Tiefstand, so Kiwek, sei noch nicht erreicht.

Sein Fazit: „Wir müssen mutig die Altarmprojekte angehen. Das ist die einzige Chance, dass wir wieder selbstreproduzierende Fischbestände bekommen.

Der scheidende Nationalparkdirektor Carl Manzano zieht schließlich ein mahnendes Resümee:

„Der Nationalpark wird auf Dauer nur bestehen, wenn er eine breite Akzeptanz  in der Bevölkerung hat oder zumindest eine qualifizierte Minderheit darum kämpft.“

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