Die Lobau hat schon so einiges erlebt. Napoleon und Erzherzog Karl haben sie mit ihren Truppen umgegraben, Adolf Hitler ließ den Donau-Oder-Kanal ausbaggern, dazu kommen unzählige im Wald errichtete Jagd- und Forsthäuser und einiges, das heute nicht mehr so genau identifiziert werden kann.
Lobau-Historiker Robert Eichert hat vor kurzem östlich des Donau-Oder-Kanals am Rande eines Forstweges, mitten im Gestrüpp, Ziegel und Fundamente entdeckt, deren Ursprung im Dunklen liegen. Allerdings ist es ihm gelungen, die Fundamente in einen bestimmte Zeitraum einzuordnen. Die herumliegenden Ziegel gaben einen ersten Hinweis: Sie zeigen Gravuren des Kaiseradlers und des Ziegelwerks „Michael Dachler“ aus Leopoldsdorf.
„Um 1905 existierte das Ziegelwerk noch“, meint Eichert, „aber es gab bei den Besitzern keinen Michael mehr.“ Die Schlussfolgerung: Das Gebäude muss mit einiger Wahrscheinlichkeit vor 1905 errichtet worden sein.
Eine genaue Landkarte aus dem Jahr 1873 lieferte ein weiteres Indiz: Das Gebäude bzw. dessen Fundamente waren zu dieser Zeit nicht eingezeichnet. Robert Eichert datiert die rätselhafte Ruine deshalb grob auf die Zeit zwischen 1880 und 1900.
Zivilisationsreste wie diese sind in der Lobau keine Seltenheit. Wer genau schaut, entdeckt zum Beispiel Überbleibsel des Drahtzauns, der in den 1920er-Jahren rund um die Lobau gezogen wurde, auch Betonpfeiler der Holzmasten von elektrischen Leitungen, alte Brückenfundamente und Fragmente von Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg.
Fotos: Robert Eichert