Untere Lobau: Weihnachtshochwasser 2023

Viel Regen und Schneeschmelze im Einzugsgebiet der Donau bescherten der Unteren Lobau zu Weihnachten 2023 die zweite Flutwelle binnen zehn Tagen. Es war das zweitstärkste Hochwasser seit 2013. Zudem dürfte die Untere Lobau so “feucht” sein wie schon lange nicht mehr.

Die Aufnahmen (Videostills) in der Galerie unten sind vielleicht einzigartig. Die Untere Lobau wirkte am 24. Dezember wie leergefegt: Vom Donau-Oder-Kanal bis zur Schönauer Traverse (in Niederösterreich, Schönau an der Donau) begegnete mir nur ein einziger Mensch, eine Radfahrerin bei der Abzweigung vom Radweg beim Schutzdamm zur Gänshaufentraverse. Ich hatte doch einige Schaulustige erwartet.

Die menschlichen Stimmen, die ich einige Male zu hören glaubte, waren stets nur die Stimmen der Bäume, die im stürmischen Westwind quietschten und ächzten, ihre Äste aneinanderrieben und andere überraschende, schwer zu beschreibende Geräusche von sich gaben. Und der Auwald war nicht grau in grau – dafür sorgten rötlich-braune Stämme, der Rote Hartriegel und die Misteln, abgesehen vom zumeist olivgrünen Wasser.

Noch etwas zur Akustik. Mit den nackten Bäumen fehlt im Winter die dämpfende Wirkung der Vegetation, daher ist ein ständiges Hintergrundrauschen zu hören, das von der Autobahn (A 4) südlich der Donau stammt. Immerhin gab es keinen Turbinenlärm: Der Westwind sorgte dafür, dass die Jets auf Überflüge der Unteren Lobau verzichten mussten.

So feucht wie schon lange nicht

Quelle: www.noe.gv.at/wasserstand/#/de/Messstellen/Map/Wasserstand
Hochwässer in der Unteren Lobau sind nicht unbedingt ein Segen, da sie zur weiteren Verlandung des Augebiets beitragen. Dessen ungeachtet kann man sich natürlich darüber freuen, dass die großen Gewässer prall gefüllt sind und sich mit längst trocken liegenden Altarmen verbinden, die plötzlich wieder Wasser führen.
Außerdem dürfte die Untere Lobau derzeit so “feucht” sein wie seit vielen Jahre nicht. Die Untere Lobau profitierte zuletzt davon, dass der Donaupegel seit mehr als einem Monat nie unter Mittelwasser sank und wenige Tage vor dem jüngsten Hochwasser, dem zweitstärksten seit 2013, eine weitere Hochwasserwelle die Donau abwärts schwappte (siehe Grafik rechts). Damit wurde anhaltend Donauwasser durch den Schutzdamm in das Schutzgebiet gedrückt, was den Grundwasserspiegel anhebt.

Rekordniederschlag im Osten Wiens

Quelle: www.zamg.ac.at, Klimamonitoring
Dazu kommen die hohen Niederschlagsmengen im Dezember im Osten Wiens: Seit 1961 (!) – weiter reichen die veröffentlichten Daten nicht zurück – wurden nicht einmal annähernd derart hohe Niederschläge verzeichnet, und sie liegen weit über dem langjährigen Mittelwert, um bis zu viermal höher, siehe Grafik der GeoSphere Austria vom 26.12.2023 (vormals ZAMG). Während übers Jahr der mittlere Niederschlag in der Lobau nichts zum Grundwasserhaushalt beiträgt (er reicht gerade aus, um die Verdunstung zu kompensieren), könnten der Schnee und der Regen im Dezember den Grundwasserpegel durchaus um einige Zentimeter erhöht haben.

2023 war übrigens auch in Wien (Hohe Warte) mit bisher 810 mm Niederschlag das feuchteste Jahr seit 2010, als im Gesamtjahr 840 mm verzeichnet wurden (Geosphere Austria, Niederschlagsmengen Hohe Warte 2023).

Kommentare

  • <cite class="fn">Helmut Sattmann</cite>

    Danke für diesen aufschlussreichen Artikel und die tollen Bilder. Wie schön, dass es in der Au wieder viel Wasser gibt. Wie schade, dass dieses Rückstauwasser die Verlandung der Unteren Lobau beschleunigt. Solange die Stadt Wien nicht von oben genug Wasser fließen lässt, fehlt die Spülung die den Erhalt der wertvollen Aulandschaft sicherstellte.

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