Vom Tümpel führt der Weg zu Gott

Anton Klein, der 2013 verstorbene Gründer des Vereins Lobaumuseum hat die Lobau durch seine erste österreichische Bürgerinitiative vor der Verbauung gerettet und den Weg für einen Nationalpark geebnet. Die Stadt Wien hat im 22. Bezirk eine Gasse nach ihm benannt.

Klein war hauptberuflich Polizist, wortgewandt, umfassend gebildet, schriftlich brillant. Sein Nachteil: Er hat keinen Streit ausgelassen. Sein Vorteil: Er hat niemals aufgegeben. Hier eine Auswahl seiner schönsten Zitate.

Die Donau hat mich beschützt

„Als Kind schon, wie ich rüber zum Donaukanal gegangen bin, da sind wir gestanden und das Wasser hat sich gedreht, hat so gespiegelt. Da haben wir Hölzerl reingeworfen und gewusst: Die schwimmen jetzt ins Schwarze Meer hinunter. Da war immer dieser Traum, einmal da unten das Meer und die ganze Donau zu erleben. Die Donau hat mich beschützt, beschirmt und da hab ich mich immer geborgen gefühlt, wie wenn ich daheim bei der Mutter gewesen bin. Da hab ich wirklich das Gefühl gehabt, da bin ich in bester Obhut.“ (30. April 2006)

Über die Gelsen

„Wenn die Sonne scheint, sind sie weg, und wenn der Wind weht, sind sie auch weg. Die Nacht gehört ohnehin dem Tierreich. Wenn man von hinten bis vorne zerstochen wird, ist das ein Zeichen dafür, dass man bereits zu weit ins Reich der Tiere und Pflanzen eingedrungen ist. Man wird also mit vollem Recht von den Gelsen zerstochen.“ (in „Augustin“, August 2006)

Der milde Bronzeglanz der Schleie

„Über dem olivgrünen, gedrungenen Körper, dessen Oberseite schwärzlich ist, liegt ein milder Bronzeglanz, der in seiner Intensität je nach dem Lichteinfall wechselt und so dem Beschauer ein abwechslungsreiches Bild bietet. Je länger er diesen friedlichen Fisch betrachtet,  umso mehr wird er von ihm beeindruckt sein. Die Schönheit des Farbenspieles, das über den Körper der Schleie huscht, ist unendlich sanft und einschmeichelnd.“ (in „Das Steckenpferd“, Jänner 1970)

Foto: ORF “Umkreis Freizeitwissenschaft”, 2.1.1975

Was Tierliebhaber für aussterbende Tierarten tun können

„Welchen Beitrag können wir zur Rettung der aussterbenden Tierarten leisten? Die Antwort lautet: Wir Tierliebhaber sollten nicht nur darauf dringen, dass wirkungsvollere Tierschutz- und Naturschutzgesetze erlassen, sondern dass sie auch dementsprechend vollzogen werden.“ (in „Das Steckenpferd“, Jänner 1970)

Vom Tümpel führt der Weg zu Gott

„Wer wie die Wissenschaftler und wir Aquarianer die Kleinstlebewesen des Tümpels durch das Mikroskop betrachtet und studiert, muss von der Allmacht der Schöpfung beeindruckt sein. Wenn man sieht, wie eine einzige Zelle in der Lage ist, all diese Funktionen zu erfüllen, die zum Leben erforderlich sind und dann die Weiterentwicklung bis zum komplizierten Organismus des Menschen verfolgt, dem offenbart es sich, dass diese Entwicklung kein Zufall sein kann – auch wenn ihr Jahrmillionen zur Verfügung standen. Der Tümpel ist daher mit dem Beginn einer Spur zu vergleichen, die direkt zu Gott führt. Wie sollen die Menschen diesen Weg finden, wenn man den Anfang der Spur verwischt / zuschüttet?“ (Offener Brief an Kardinal Dr. Franz König, um das Zuschütten der Janker-Lacke in Klosterneuburg zu verhindern. In „Das Steckenpferd“, Oktober  1970)

Die Natur und der Mensch als Maß aller Dinge

„Protagoras verehre ich deshalb, weil er seiner Zeit zurief: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge!“ Mit seinem Ausspruch wollte er sagen, wenn der Mensch das Maß aller Dinge ist, dann darf man ihn nicht ausbeuten oder gar zum Sklaven entwürdigen. „Das Maß aller Dinge“ darf aber auch die Natur nicht ausbeuten und die anderen Lebewesen sinnlos vernichten. Wir Menschen sind nämlich nur das Endprodukt eines sehr sinnvollen Entwicklungsganges. Wenn wir uns damit beschäftigen, werden wir nicht nur die Fische und unsere Umwelt besser begreifen lernen, sondern uns auch bewusst werden, welche Verpflichtung wir gegenüber der Natur haben.“ (in „Das Steckenpferd“, April 1971)

ORF “Umkreis Freizeitwissenschaft”, 2.1.1975

Die Mehrheit und die Verantwortlichen

„In einer Demokratie können sich die Verantwortlichen nicht auf die Dauer den nur allzu berechtigten Wünschen einer Mehrheit verschließen. Die Mehrheit unserer Mitmenschen aber will überleben und nicht das Opfer von Fehlplanungen werden. Unsere Pflicht ist es, die Verantwortlichen rechtzeitig auf ihre Fehler aufmerksam zu machen.“ (in „Das Steckenpferd“, März 1972)

Die Technik ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr

„Die Hindernisse, die uns heute den Weg in eine glücklichere Zukunft verstellen, bauten wir selbst auf. Die meisten von uns wollen nicht verkennen, dass die Technik ein guter Diener, aber ein schlechter Herr ist. Alle lebenswerten Güter werden bedenkenlos diesem barbarischen Herrn geopfert.“ (in „Das Steckenpferd“, September-Dezember 1972)

 

Die schlichteste Liebeserklärung an die Lobau

„Ein Gespräch zwischen den beiden Arbeitern Franz und Poldi, erlauscht auf der Plattform eines Beiwagens der Straßenbahnlinie 25:
„Seawas Poldi.“
„Griaß di Franz.“
„Wos mochst denn immer?“
„I geh jetzt fischen.“
„Fischen?“
„Jo, in’d Lobau. Do sitzt, schaust, siagst an Vogel, der fliagt auf an Ost, fliagt auf an Ost – is a Kuckuck! Wast wia schee.“

Es war die schlichteste, abgehackteste, aber auch ergreifendste Liebeserklärung an die Lobau, die ich je gehört habe.“ (in „Das Steckenpferd“, Mai 1971)

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